BREMEN

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Kranzniederlegung im Viertel

Gedenktag für Drogenopfer

Mit einer Kranzniederlegung am Ziegenmarkt wurde den Drogentoten in Bremen gedacht. Deutschlandweit ist die Anzahl der Drogentoten gestiegen.

Die Todesanzeige führt genau 28 Namen auf. Sie alle sind, so steht es dort, seit dem 21. Juli 2019 in Bremen an Drogen gestorben. Für die Comeback GmbH, eine niedrigschwellige Drogenhilfeeinrichtung in Bremen, ist dieser 21. Juli schon seit vielen Jahren der Tag, an dem um Drogentote getrauert wird. Das war am Dienstag nicht anders, als am Ziegenmarkt im Bremer Viertel im Rahmen einer Kundgebung ein Kranz niedergelegt und kurze Reden gehalten wurden. „Es ist der Tag, an dem wir besonders um Aufmerksamkeit bemüht sind“, sagt Cornelia Barth, Leiterin der Einrichtung.

1398 Menschen sind in Deutschland im vergangenen Jahr an Drogen gestorben, diese Zahl gab unlängst die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig bekannt. Das ist eine Steigerung von fast zehn Prozent gegenüber 2018, „Überdosierungen mit Opioiden wie Heroin und Morphin sowie die Kombination mehrerer berauschender Substanzen waren die Haupt-Ursachen für Todesfälle“, erklärte Ludwig. Der 21. Juli ist ein Gedenktag, weil genau an diesem Tag 1994 ein junger Mann in Gladbeck an Drogen verstarb und dort eine Gedenkstätte eingerichtet wurde. Auch am Ziegenmarkt gibt es seit einigen Jahren einen Drogengedenkstein, „der ist aber eher unauffällig“, wie Barth erklärt.

Tod durch Begleiterscheinung

Paulina Schade, Sozialarbeiterin bei Comeback, sagt: „Wir trauern um jede einzelne Person, die an Drogen oder den Folgen gestorben ist.“ Die Drogenhilfe nutze den Gedenktag, um auch auf Defizite in Bremen hinzuweisen. Viele Drogenkonsumenten würden nicht an der Substanz direkt, sondern an Begleiterscheinungen sterben. „Es gibt beispielsweise kein gutes Drug-Checking“, sagt Schade, also die Möglichkeit, Drogen genau auf Reinheit zu prüfen.

Auch eine Heroinvergabe wie in Köln, Hamburg oder Karlsruhe gebe es in Bremen nicht. „Wir wollen auf die Illegalisierung von Drogengebrauchern hinweisen und Strukturen aufzeigen“, erklärt Schade. Dass es so viele Jahre gedauert habe, bis ein Drogenkonsumraum in Bremen genehmigt wurde, sei sehr hinderlich gewesen.

Weser Kurier 22.07.2020 Mathias Sonnenberg