HERSFELD

Mehr Drogentote im Kreis Hersfeld-Rotenburg

Fünf Drogenabhängige sind 2019 und im ersten Halbjahr 2020 im Landkreis Hersfeld-Rotenburg gestorben. Das sind 0,4 Prozent aller Drogentoten in Deutschland.

Diese Zahl finden Kerstin Blüm, Leiterin des Beratungs- und Behandlungszentrums für Abhängigkeitserkrankungen im Diakonischen Werk Hersfeld-Rotenburg (BBZ), und ihre Kollegin Maria Kramm erschreckend. „Früher war es nur ein Todesfall, maximal zwei Fälle im Jahr“, sagt Blüm.

Drogentodesfälle durch Schließung der Substitutionsambulanz?

Sie ist überzeugt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen den Todesfällen und der Schließung der Substitutionsambulanz zum Jahresende 2019. Die corona-bedingten Beschränkungen hätten die Situation zusätzlich verschärft, ergänzt Maria Kramm. Sie kümmert sich um diejenigen Drogenkranken, die mithilfe eines Ersatzstoffes, also einer Substitution, ohne illegale Drogen leben wollen.

83 Personen waren im vergangenen Jahr Klienten der Substitutionsambulanz. Sie erhielten dort nicht nur ihren Ersatzstoff, sondern hatten regelmäßigen Kontakt zu Maria Kramm, die für die psychosoziale Betreuung zuständig und jeden Tag in der Ambulanz anwesend war. „Das war für viele wie eine Familie und hat ihnen Halt gegeben“, weiß Kramm. Weil sich kein Arzt fand, der die Aufgabe von Dr. Johannes Brönneke-Born übernehmen wollte, musste die Ambulanz schließen. Seitdem werden die meisten Klienten von Ambulanzen in Fulda oder Kassel betreut.

Schon die Fahrt dorthin mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist sowohl eine finanzielle Belastung als auch eine Herausforderung für Menschen, die zur Hochrisikogruppe gehören, betont Maria Kramm. Einige Patienten werden nun von einer Hausarztpraxis in Bad Hersfeld betreut, für die am schwersten Erkrankten fand sich jedoch keine Lösung. Sie sind zu illegalen Drogen zurückgekehrt, mit allen schwerwiegenden Folgen. Einer ist inzwischen gestorben. „Das macht uns sehr traurig“, sagt Kerstin Blüm. (zac)

Quelle Hersfelder Zeitung 21.07; Christine Zacharias