Gedenkgottesdienst in der CityKirche
In Zeiten der vieles verändernden Corona-Pandemie hatten wir unsere übliche Großveranstaltung schon lange abgesagt. Aber ohne ehrendes Gedenken verstorbener Drogengebraucher*innen konnten wir den Tag natürlich nicht vorüber gehen lassen! Welcher Ort wäre passend, wo wären Abstands- und Hygieneregeln einigermaßen gut umzusetzen?
So freuten wir uns riesig über die Zusage, den Kirchenraum der ev. CityKirche nutzen zu dürfen.
Für dieses „gute Wort zur rechten Zeit“ von Pfarrer Nattland sage ich im Namen aller HERZLICHEN DANK – ebenso an Pfarrer Ufermann sowie an die Küsterin Frau Stephan für die Unterstützung.
Nun konnten wir, Pastoralreferent Herbert Scholl und Vorbereitungsteam, den Ablauf endgültig festlegen. Weiße Rosen sollten sein – wie immer, aber nicht so viel. Diesmal am Ausgang für unsere Besucher zur Weitergabe an einen Menschen mit einem guten Wort – oder zum Mitnehmen für eine stille Erinnerung an einen verstorbenen Sohn, verstorbene Tochter, verstorbene Klienten.
Für die musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes sorgte diesmal Holger allein mit seiner Gitarre, damit die Lautstärke dem Kirchraum angepasst blieb. Da freute ich mich, unseren sonst tätigen „DJ“ Bernd unter den Zuhörern zu entdecken – war er doch diesmal „arbeitslos“.
Und überhaupt, „entdecken“ der ankommenden Gäste war gar nicht so einfach – MNS!
Unserer Einladung folgten Vertreter*innen aus dem professionellen Drogenhilfebereich sowie aus den auch sonst alljährlich aktiv teilnehmenden Selbsthilfegruppen/und –vereinen.
Eine besondere Ehre wurde uns zuteil durch die Anwesenheit unserer Politprominenz: Frau Ilona Schäfer (Bündnis 90/DIE GRÜNEN), Oberbürgermeister Andreas Mucke und Sozialdezernent Dr. Stefan Kühn.
Herbert Scholl führte uns durch den Gottesdienst. Im Wechsel gab es Musik, wurden die vom Team gesammelten Zitate, Worte des eigenen Erlebens und Gedanken zum Thema „Wie gut ist doch ein Wort zur rechten Zeit“ vorgetragen. Auch Holger sprach über persönliches Erleben. Danke für deine offenen Worte! Alle Beiträge berührten mich, regten zum Nachdenken an, zeigten mir auf, wie schwierig es sein kann, richtige Worte zum richtigen Zeitpunkt zu finden.
Nach diesem Teil des Vormittags richtete unser Oberbürgermeister sein Wort an uns. Herzlichen Dank für die wohltuende Ansprache!
Nicht fehlen durfte zu guter Letzt dann Jürgen Heimchen, Urgestein des Gedenktags, um nach seiner Begrüßung die absolute Neuigkeit zu verkünden: Wuppertal hat eine Praxis für Diamorphinvergabe und andere Substitutionsmittel für ca. 200 Menschen! Einige Tage vor dieser Gedenkfeier konnte sie ihre Pforten öffnen. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der akzeptierenden Drogenarbeit und humanen Drogenpolitik, die unsere Stadt auszeichnet.
Eine Überraschung lag noch vor uns: Draußen auf dem Kirchplatz hatten Mitarbeiter des „Gleis 1“ ein Installation aufgebaut, betitelt „Ich bin mehr als meine Sucht“. Ich war begeistert. Auch deshalb, dass noch Passanten über diesen besonderen Tag aufmerksam gemacht werden konnten.
DANK sagen möchte ich abschließend noch einmal ALLEN, die sich Zeit genommen haben für unseren Gedenktag – aktive oder passive Teilnehmer waren. Danke für die guten Gespräche am Rande des Gottesdienstes oder danach. Für mich war es – trotz Corona – ein erfüllender Tag!
Für die Elterninitiative, Heidrun Behle
Eltern und Angehörige in Wuppertal der Bundesarbeitsgemeinschaft für akzeptierende Drogenarbeit haben ein beeindruckendes Video anlässlich des Gedenktages am 21 Juli produziert