Gedenken in der Frankfurter Innenstadt
In Kooperation mit den Kolleg*Innen der Einrichtung K9 (VAE e.V.) und Basis e.V. gestalteten wir den diesjährigen Internationalen Gedenktag für Drogengebraucher*innen. Auch dieses Jahr mussten wir in Frankfurt COVID-19 bedingt auf den traditionellen Ablauf mit Trauermarsch durch das Bahnhofsviertel verzichten. Um den Tag, unsere Trauer und unseren Protest trotz der widrigen Bedingungen sichtbar zu machen, hat das Team des La Strada die Fassade der Einrichtung großflächig plakatiert.
Von 10 bis 13.30 Uhr gab die Möglichkeit, zur gemeinsamen Andacht und Trauer vor dem La Strada, aber auch um Informationen zum Gedenktag und zur Sozialen Arbeit mit drogengebrauchenden Menschen zu transportieren.
Ab 14.30 Uhr fand im Kaisersack vor dem Frankfurter Hauptbahnhof eine Kundgebung mit den Redner*Innen Verena David (Vorstand AH-Frankfurt e.V.), Stefan Majer (Grüne), Patrizia Marcinkowski (Basis e.V.) und Pfarrer Nulf Schade-James sowie unserer langjährigen Mitstreiterin Thea, die die Namen der Verstorbenen verlies, statt. Eine der zentralen Forderungen der Kundgebung war neben der grundsätzlichen Veränderung der immer noch sehr repressiven Drogenpolitik auf Bundesebene, die Zulassung des Notfallmedikaments Naloxon, um Leben zu retten.
Die Aids-Hilfe Frankfurt fordert, das Medikament auch in Apotheken erhältlich zu machen. Viel sei schon getan, wenn Polizei und Sozialarbeiter*innen mit Naloxon ausgestattet wären, um im Notfall Erste Hilfe leisten zu können. Eine weitere, wichtige Forderung war die Verlängerung der aufgrund der Corona-Pandemie gelockerten Ausnahmeregelungen für die Verordnung von Substitutionsmitteln wie Methadon vom April 2020.
Am Ort der Kundgebung, im Kaisersack konnten die Zuhörer*innen und Betroffenen während der Veranstaltung die Namen der Verstorbenen und Abschiedsgrüße an Ihre Angehörigen, Partner*innen und Freund*innen mit weißer Kreide auf den Platz schreiben, sowie weiße Rosen niederlegen und Grabkerzen aufstellen.
Insgesamt sind am Ende Namen von uns -teilweise langjährig bekannten- 28 Menschen zu lesen, die im vergangenen Jahr in Frankfurt an einer Überdosis gestorben sind. Um auch auf Socialmedia- Kanälen vertreten zu sein, wurden während des gesamten Tages ständig aktualisierte Fotos sowie ein Interview mit dem Fachbereichsleiter Drogen, Jürgen Klee zum Gedenktag gepostet. Abschließend wurde ein von uns begleiteter Spaziergang zur Gedenkplatte in der Taunusanlage durchgeführt, wo nochmals die Namen der Verstorbenen verlesen wurden und Zeit war für gemeinsame Trauer und Austausch.
P. Schnatz
„Power is Back“ – Eindrücke zum Frankfurter Gedenktag
Der internationale Gedenktag für alle verstorbenen Drogengebrauch*innen hat für unsere tägliche Arbeit in der niedrigschwelligen Suchthilfe, aber auch für uns persönlich als Menschen, eine besondere Bedeutung.
Dieses Jahr haben wir in unserer Einrichtung, dem EASTSIDE, den internationalen Gedenktag zunächst mit Flyern, sowie Plakaten beworben. Des Weiteren haben wir ein Banner hergestellt, mit welchem wir zum Gedenktag angereist sind. Gemeinsam mit einer Klientin trafen wir gegen 14 Uhr am Frankfurter Hauptbahnhof ein. Dort waren u.a. Stände der AIDS-Hilfe aufgebaut. Zunächst gab es hier und da einen Austausch mit den Kolleg*innen diverser anderer Suchthilfeeinrichtungen. Ein besonderer Dank daher auch an Patty. Nach den drei offiziellen Stimmen der Kundgebung kam unser persönliches Highlight. Ein Klient fragte spontan, ob er das Mikrofon kurz nutzen dürfte. Dies wurde zum Glück bejaht, da ein großer Gänsehaut-Moment folgte! Besagter Mann stand mit 2 Taschen voller gesammelter Pfandflaschen vor der Menge und sang spontan den Song von John Lennon „Power is Back“. Mit einer Joe Cocker gleichen Stimme verzauberte er das Publikum sichtlich. Man fühlte die Emotionen der Teilnehmer*innen des Gedenktages.
Alles in allem war es ein sehr „gelungener“ und vor allem emotionaler Gedenktag. Wir waren froh und stolz an diesem, als Vertreter des Eastsides, teilnehmen zu dürfen.
Tobi Fabi und Nadine Barbosa